Seit wenigen Jahren ist eine große Diskussion darüber entstanden, in wie weit Sprache die Geschlechter sichtbar bzw. unsichtbar machen soll.
Ich möchte folgend kurz erklären, warum ich bei meinen Artikeln in aller Regel das klassische generische Femininum/Neutrum/Maskulinum verwende.
Zunächst einmal: Meines Erachtens ist Sprache neutral. Sie kann genau so wie ein Hammer für Gutes und für Schlechtes verwendet werden. Nur ist sie deutlich mächtiger, aber eben auch komplizierter, als so ein Hammer. Das führt unter anderem dazu, dass es Wörter gibt, mit denen wir mehrere Inhalte verbinden – bei den sogenannten Teekesselchen kennen wir dies: bspw. Bank (Geldinstitut oder Sitzgelegenheit), Bienenstich (zum Essen oder der des Tieres), Birne (Frucht oder Leuchtmittel) usw.
Neben den Doppeldeutigkeiten gibt es wie in vielen anderen Hochsprachen auch im Deutschen das sogenannte Genus, welches genutzt wird „wenn das natürliche Geschlecht unwichtig ist oder männliche und weibliche Personen gleichermaßen gemeint sind. Das Maskulinum ist hier neutralisierend bzw. verallgemeinernd (‚generisch’).“ (Der Duden. Grammatik. Ausgabe 1995. S. 196 f.)
Dieses Genus ist eine große Leistung unserer deutschen Sprache (und anderer moderner Sprachen), weil es eine Verallgemeinerung und zugleich sprachliche Vereinfachung ermöglicht, ohne auf das konkrete biologische Geschlecht (Sexus) Bezug nehmen zu müssen. Damit wird auch deutlich, warum grammatikalisches Geschlecht (Genus) und biologisches Geschlecht (Sexus) im Deutschen insgesamt betrachtet wenig miteinander zu tun haben.
Ich möchte in meinen Artikeln trotz der neuerlichen feministischen Sprachkritik das althergebrachte Genus – das maskuline, das feminine und das neutrale – aus folgenden Gründen verwenden bzw. einen anderen Sprachgebrauch nicht verwenden:
- Das Genus zeigt auf wunderschöne Weise, dass vor der Sprache alle gleich sind. Alle können sich bei einem generischem Maskulinum (bspw. „der Bäcker“, „der Mörder“, „der Bote“), einem generischen Femininum (bspw. „die Fachkraft“, „die Führungskraft“, „die Koryphäe“, „die Geisel“, „die Aufsicht“, „die Wache“, „die Hebamme“) oder einem generischen Neutrum (bspw. „das Opfer“, „das Kind“) mitgemeint wissen, unabhängig, ob sie nun männlich oder weiblich oder undefiniert/-bar sind.
- Für mich wird, wenn das Genus abgeschafft wird und Sprache „sexualisiert“ wird, die (auch schöpfungstheologische) gegenseitige Verwiesenheit und Eintracht der Geschlechter bewusst sprachlich auseinandergerissen. Damit wird nichts für den Frieden zwischen den Geschlechtern, die gegenseitige Wertschätzung und Achtung, sowie die Gerechtigkeit getan, sondern es wird bewusst Unfrieden, Zwietracht und Spaltung bis hinein in die Sprache erzeugt und gefördert.
- Meinem Empfinden nach wird durch eine Sexualisierung der Sprache in keiner Weise eine ungerechte Behandlung von Frauen behoben. Statt einer Änderung der Sprache bedarf es vielmehr einer Änderung von benachteiligenden Denkmodellen und Systemen (z. B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf). Dies ist jedoch schwieriger, als der Versuch Sprache zu verändern.
- Ich finde das Genus toll, weil es eine schöne, klare, effiziente und gut sprech- und lesbare Sprache ermöglicht. Die Einfügungen von Gendersternchen und andere Sprachabwandlungen, sowie die falsche Verwendung des Partizips sind dabei jedoch nicht nur grammatikalisch und damit inhaltlich falsch (bspw. Studenten ungleich Studierende; Geflüchtete ungleich Flüchtlinge), sondern sie führen zu mehr Ungerechtigkeit, da oft (un)bewusst eines der Geschlechter (und wenn es nur das unbestimmte ist) benachteiligt wird.
- Wenn man die Mitgemeintheit im Genus aufgeben will, müssten dann neben Männern und Frauen nicht, so Peter Köhler, auch Schwarze, Behinderte, Arbeitslose, Ausländer, Junge, Kleine, Dicke, Dumme usw. besser sprachlich sichtbar gemacht werden?