ultimis temporibus. Nr. 20:„die volle Verfügbarkeit [… ist] das unterscheidende Merkmal dieses Amtes“
Im vorangehenden Artikel wurde bereits beschrieben, was der Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum und dem Priestertum des Dienstes ist. Es ist nach „ultimis temporibus“ die volle Verfügbarkeit, die Ganzhingabe nach Christi Vorbild – und daraus resultierend wird die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen als angemessene Lebensform bezeichnet.
Christus / der Priester als Bräutigam
Noch verständlicher wird das Wesen des Priesters und seine Lebensform vielleicht, wenn man sich das biblische Bild von Braut/Bräutigam und die damit ausgedrückte Realität der Beziehung zwischen Christus und seiner Kirche anschaut.
Dieses Bild, welches die damit verbundene tiefe Wahrheit ausdrücken und greifen möchte, ist bereits im Alten Testament zu finden, wo es um die Beziehung zwischen Gott und Israel geht. Immer wieder findet sich dieses Motiv in der Bibel – über den Propheten Hosea, bis hinein ins neue Testament, wo mehrmals Christus als Bräutigam und das Motiv der Hochzeit/Verlobung dargestellt wird. [1]Unter anderem: Mk 2,18–20; Joh 3,27–30; 2 Kor 11,2f; Eph 5,25–28a; Off 19,6–9. Vgl. hierzu ausführlich: Klaus Berger: Zölibat. Eine theologische Begründung. Leipzig: Benno, 2009.
Christus hat sich also für seine Braut, die Kirche, hingegeben – und zwar bis zum Tod am Kreuz. Der Priester zeichnet sich nun durch das Abbild-Sein von Christus aus. Er gibt sich wie Gott in Jesus Christus ganz der Kirche hin. Diese Verlobung mit der Kirche, die Vergegenwärtigung der Liebesbeziehung Christi, ist das, was den Priester wesentlich ausmacht. Dies setzt voraus, dass Kirche nicht eine Art Verein oder eine Non-Profit-Organisation, sondern Person ist. Dazu an anderer Stelle mehr.
Fruchtbarkeit
Stefan Oster lenkt hierbei zusätzlich das Augenmerk auf eine Art schöpfungstheologische/ekklesiologische Facette: Es geht beim Verhältnis von Priester und Kirche nicht nur um die Vergegenwärtigung der Liebesbeziehung und Hingabe von Christus an seine Kirche – um „das neue, das erlösende Verhältnis zwischen dem erlösenden Bräutigam und seiner befreiten, erlösten Braut, einer jetzt ebenfalls jungfräulich Liebenden […].“ [2]Oster: Dem Wesen, nicht bloß dem Grade nach, Nr. 3 Es geht auch um die Fruchtbarkeit, die Zeugung der Kirche im eucharistischen Mahl:
„Das Priestertum des geweihten Amtsträgers repräsentiert also – am dichtesten in der Eucharistie – diesen väterlichen Zeugungsakt des eucharistischen Hochzeitsgeschehens von erlösender Hingabe des Bräutigams und dessen Empfängnis durch die Kirche.“
Stefan Oster: Dem Wesen, nicht bloß dem Grade nach, Nr. 4
Es geht also um die geistliche, priesterliche Vaterschaft und das damit verbundene „Vertrauen, dass gerade aus dieser Hingabe neues Leben erwächst. […] [A]us der Zeugungskraft der Hingabe Jesu [beginnt] Neugeburt von christlichem Leben[, …] neue Schöpfung, die sich im Leben aus der Taufe manifestiert.“ [3]Stefan Oster: Dem Wesen, nicht bloß dem Grade nach, Nr. 4
Dieses Kriterium der Fruchtbarkeit benennt auch ultimis temporibus:
„Durch die Ehelosigkeit kann der Priester leichter ungeteilten Herzens Gott dienen und sich seiner Herde widmen, sich auch entschiedener für die Verkündigung und die kirchliche Einheit einsetzen. Eine geringere Zahl von Priestern, die dafür dieses leuchtende Lebenszeugnis geben, wird deshalb mit größerer apostolischer Fruchtbarkeit wirken (als eine größere Zahl anderer).“
ultimis temporibus, Nr. 20.
Das „Eheversprechen“ des Priesters
Abschließend möchte ich hier noch ein „Eheversprechen“ des Priesters zitieren. Dieses von Peter van Briel (Karl Leisner Jugend) umformulierte „Eheversprechen“ macht dies Liebesbeziehung zwischen dem Priester und der Kirche meines Erachtens sehr gut deutlich. Die damit zusammenhängende Katechese ist ebenso sehr empfehlenswert.
Das Ehe-Versprechen des Priesters:
Peter van Briel – Karl Leisner Jugend: Priester – das unbekannte Wesen.
Bischof: Willst Du die Kirche und alle in ihr eingegliederten Menschen lieben und achten und ihnen die Treue halten alle Tage deines Lebens? – Priester: Ja.
Bischof: Bist Du bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott der Kirche schenken will, und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen? – Priester: Ja.
Bischof: Bist Du bereit, als Priester der Kirche zum Diener der Getauften zu werden, damit diese ihre Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt übernehmen können? – Priester: Ja.
Priester: Vor Gottes Angesicht nehme ich dich, meine Kirche und meine Gemeinde, als mir anvertraut an. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.
Fußnoten
↑1 | Unter anderem: Mk 2,18–20; Joh 3,27–30; 2 Kor 11,2f; Eph 5,25–28a; Off 19,6–9. Vgl. hierzu ausführlich: Klaus Berger: Zölibat. Eine theologische Begründung. Leipzig: Benno, 2009. |
↑2 | Oster: Dem Wesen, nicht bloß dem Grade nach, Nr. 3 |
↑3 | Stefan Oster: Dem Wesen, nicht bloß dem Grade nach, Nr. 4 |